Analysten befürchten eine Überbewertung des Russell 2000 Aktienindex, die zur Entstehung eine Blase führen könnte. Trendwenden beim Öl und Gold sowie andere Einflussfaktoren werden die Entwicklung 2018 beeinflussen.
Volatiler US-Aktienindex:
Wie ist die Wertentwicklung des Russell 2000 zu beurteilen?
Der Russell 2000 ist ein Index, der aus dem Russell 3000 gebildet wurde. Dieser ist wiederum einer der größten Aktienindizes der Welt und umfasst die 3000 Aktiengesellschaften in den USA mit der höchsten Marktkapitalisierung.
Damit repräsentiert der Index 98 Prozent aller Aktiengesellschaften in den USA. Der Russell 2000 ist der Teil des Index, der die sogenannten Small Caps umfasst, die 2000 kleinsten Aktiengesellschaften.
Der Aktienindex wird von der Frank Russell Company gemanagt, die mittlerweile zu 100 Prozent zur London Stock Exchange Group gehört.
Der Index bietet Anlegern, die Investitionsmöglichkeiten in den USA suchen, die Option auf ein Investment, das hauptsächlich von der Entwicklung der Binnenkonjunktur in den USA und weniger von der globalen Entwicklung abhängig ist.
Die in diesem Aktienindex enthaltenen Werte werden gelistet an:
- Der New York Stock Exchange (NYSE)
- Der NYSE Amex (ehemals American Stock Exchange)
- Der NASDAQ
Russel 2000: Fehlende Berücksichtigung von Verlusten
Analysten mahnen, dass die Wertentwicklung des Aktienindex nicht den realen Gegebenheiten in den Firmen entspricht, sondern eine starke Überbewertung festzustellen ist. Die Folgen derartiger Blasen haben die Aktionäre in der jüngeren Vergangenheit mehrfach zu spüren bekommen.
Die Internet-Blase und der Bullenmarkt 2007 vor dem Crash 2008 sind Beispiele für derartig besorgniserregende Kursverläufe.
Ein großes Problem besteht darin, dass Unternehmen der Aktienindizes, die derzeit Verluste schreiben, nicht entsprechend berücksichtigt werden.
Dadurch ist der Index allgemein höher bewertet, als angemessen wäre. Diese Art der Bewertung wird damit begründet, dass die Berechnung des korrekten Kurs-Gewinn-Verhältnisses schwieriger wäre.
Da ein Drittel aller Unternehmen des Indizes von Verlusten betroffen sind, könnten die Auswirkungen drastisch sein. Kritiker wenden ein, dass ein Nichtberücksichtigen der Verluste den kreativen Bewertungspraktiken während der Internet-Blase ähneln.
Ergebnis damals wie heute ist, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht korrekt ausgewiesen wird.
Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung des Russell 2000?
Die Kursentwicklung von Aktien und somit auch von Aktienindizes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nur im Zusammenhang mit der Beurteilung dieser Faktoren lassen sich seriöse Einschätzungen im Hinblick auf die wahrscheinliche Entwicklung des Financial Market und der großen Indizes wie dem DAX oder Dow Jones ableiten.
Doch auch wenn es darum geht, zu beurteilen, wie sich die Small Markets entwickeln werden, müssen verschiedene Einflussgrößen betrachtet werden:
- Entwicklung der Gewinnsituation der Unternehmen
- Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
- Politische Rahmenbedingungen
- Entwicklung der Rohstoffpreise (insbesondere Öl und Gold)
Video: Chartanalyse Dax, Dow Jones, Russell 2000
Entwicklung der Gewinnsituation der Unternehmen
Die Börsen profitieren in den Industrieländern weltweit von einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung. Das derzeit niedrige Zinsniveau schafft gute Bedingungen für Investitionen und stimuliert die Nachfrage.
Eine sinkende Arbeitslosigkeit führt in den USA zu steigenden Einkommen der Privathaushalte, die wiederum mehr konsumieren. Somit wird der produzierende Sektor einerseits investitions- und andererseits konsumgetrieben positiv beeinflusst.
In den USA gibt es außerdem den Effekt, dass die Kurse durch Aktienrückkäufe der Unternehmen steigen. Da diese Variante steuerbegünstigt ist, sind Rückkäufe in den USA beliebter als Dividendenzahlungen, um Aktionäre an der Liquidität des Unternehmens partizipieren zu lassen.
Die allgemein günstige Gewinnsituation ermöglicht den Unternehmen weiterhin, hohe Rückkaufrenditen anzubieten.
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen haben sich in den letzten zwei Jahren in den USA positiv entwickelt. Viele Aktionäre befürworten die angekündigten und bereits realisierten Maßnahmen der Trump-Regierung, welche das erklärte Ziel verfolgen, die amerikanische Wirtschaft zu schützen.
Teilweise sind die hohen, vielleicht sogar überhöhten Aktienkurse des Dow Jones und der Werte an den Small Stock Markets mit dem Vertrauen der Anleger in die Effektivität dieser Maßnahmen zu erklären.
Die positive konjunkturelle Entwicklung dürfte sich sogar noch fortsetzen. Es ist jedoch fraglich, ob das Ausmaß der Zuwächse an den Financial Markets in Relation zur tatsächlichen konjunkturellen Entwicklung zu hoch ausfällt und somit zur Bildung einer Blase führt.
Es gibt andererseits durchaus Einschätzungen von Seiten der Analysten, die besonders die Technologiewerte in den USA als keinesfalls zu hoch bewertet betrachten. Anders sieht es bei den Energieaktien aus.
Bei den Energiewerten ist ein sehr starker Zusammenhang mit der Ölpreisentwicklung zu beobachten. Hier erwarten Beobachter, dass der Anstieg des Ölpreises nicht ungebremst weitergehen wird und deshalb das Entwicklungspotential für diese Aktien begrenzt ist.
Politische Rahmenbedingungen
Die Erfahrung des letzten Jahrzehnts hat gelehrt, dass Kursentwicklungen zu einem nicht unerheblichen Teil politisch und nicht ökonomisch begründet sind.
Das Stichwort lautet „politische Börse“ und spiegelt wider, dass Psychologie und Vermutungen zumindest kurzfristig zu erheblichen Kursausschlägen führen können, auch wenn fundamentale Daten einen anderen Trend erwarten lassen.
Eine starke Dynamik erlangt die Entwicklung, wenn politische Ereignisse und fundamentale Daten sich verstärken und in eine gegenläufige Richtung zeigen. Politische Börsen sind nicht stabil und aus diesem Grund für den Anleger besonders riskant.
Es ist schwer einzuschätzen, ob die weitere Entwicklung positiv bleiben wird, da die politische Lage weltweit im letzten Jahr instabiler geworden ist.
Für eine weiterhin positive Entwicklung der Financial Markets in den USA spricht jedoch, dass US-Aktien und ein amerikanischer Index für Anleger wie der Russell 2000 weltweit aktuell als relativ sichere Investition gelten.
Die politische Situation in Europa mit dem bevorstehenden Brexit, der Flüchtlingskrise und einer noch immer nicht stabilen Regierungsbildung in Deutschland sowie zunehmender Kritik mehrerer Mitgliedsstaaten an der Europäischen Union verunsichern die Anleger.
Als Konsequenz wird Geld von den europäischen Börsen abgezogen und in den USA finanziert. In diesem Zusammenhang ist die Unsicherheit, wie es mit dem Finanzplatz London nach dem Brexit weitergeht, sicher ein relevantes Entscheidungskriterium.
Die Entwicklung auf den Finanzmärkten in Asien trägt ebenfalls zur relativen Höherbewertung des Russell 2000 bei. Die Nordkorea-Krise verunsichert Aktionäre und auch die japanische Volkswirtschaft hat das Problem der Deflation noch nicht beseitigen können.
All dies spricht dafür, dass weiterhin viel Geld in den Financial Market der USA fließen wird und auch dieser Aktienindex sein Niveau nicht nur halten kann, sondern weitere Zuwächse verzeichnen wird.
Entwicklung der Rohstoffpreise
Wie bereits erwähnt, haben die Rohstoffpreise einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Aktienkursen. Auch der Russell 2000 hängt von diesen Entwicklungen ab. Ein steigender Ölpreis ist für die Ölkonzerne günstig, deren Aktien steigen und die anderen Aktien des Marktes mitziehen.
Außerdem signalisiert ein steigender Ölpreis eine positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft mit steigender Nachfrage und Produktion.
Das führt zusätzlich zu einer guten Entwicklung auf den Aktienmärkten. Bei einer Verteuerung des Öls, welches mit 45 Prozent weltweit der wichtigste Rohstoff ist, drohen Nachteile für die Unternehmen auf der Kostenseite. In diesem Fall kann sich die Kausalität umkehren.
Ein steigender Ölpreis führt dann zu sinkenden Aktienkursen. Letztlich ist es das Zusammenspiel aller Einflussgrößen und die Interpretation der Marktteilnehmer, welche die Kursentwicklung maßgeblich beeinflussen.
Der Kurs für den Rohstoff Gold wird oft als Indikator der Kursentwicklung an den weltweiten Börsen wie dem Dow Jones oder den Small Markets herangezogen. Dabei wird allerdings meist von einer umgekehrten Kausalität ausgegangen.
Ein Boom auf den Aktienmärkten verursacht eine Flaute am Goldmarkt. Hingegen wird vermehrt in Gold investiert, wenn es an den Börsen kriselt. Gold gilt dann als der viel zitierte „sichere Hafen“, in dem sich Anleger vor Kursverlusten schützen oder Inflationsrisiken abwarten.
In den letzten Monaten stiegen die Goldpreise gegen diesen Trend parallel zu weltweit steigenden Aktienkursen.
Es ist aber damit zu rechnen, dass bei weiter guter Konjunktur und einer positiven Entwicklung des Russell 2000 der Goldpreis tendenziell sinken wird.
Analysten erwarten außerdem, dass die US Notenbank 2018 die Zinsen in vier Schritten wieder erhöhen wird. Auch das ist ein Grund für einen sinkenden Goldpreis und tendenziell steigende Aktienkurse.
Russell 2000: Mit welcher Entwicklung ist zu rechnen?
Seit Präsident Trump gewählt wurde, hat der Russell 2000 um 29 Prozent zugelegt und blieb damit hinter der Entwicklung der Large Caps zurück. Die Mehrzahl der Analysten erwarten auch für 2018 eine eher unterdurchschnittliche Entwicklung auf dem Financial Market für Small Caps.
Einerseits gelten die im Russell 2000 enthaltenen Aktien bereits als überbewertet, andererseits werden aber auch auf diesem Sektor die Steuererleichterungen der US-Regierung einen belebenden Effekt auf die Unternehmen haben.
Die Volatilität wird wahrscheinlich insgesamt ansteigen, da mit Zinserhöhungen und Bewegung auf dem Öl- und Goldmarkt zu rechnen ist. Zinserhöhungen bewirken eine Verteuerung von Unternehmenskrediten und ein höherer Ölpreis verteuert die Produktion vieler Güter.
Die positive Entwicklung von Öl-Aktien als Folge einer Ölpreis-Steigerung wird wahrscheinlich nicht ausreichen, den allgemein eher bremsenden Effekt zu kompensieren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Gold von den Anlegern als alternative Investitionsoption genutzt wird.
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