Gold ist ein wichtiger Rohstoff für die Industrie und symbolisiert Wohlstand und Reichtum. Um den Wert des Edelmetalls zu bestimmen, wird der Goldpreis festgelegt. Viele Marktbeobachter haben jedoch den Verdacht, dass es in diesem Bereich zu einer erheblichen Manipulation kommt.
Goldpreismanipulation: Verschwörungstheorie oder gängige Praxis?
Der Goldpreis hat in den letzten Jahren für enormes Aufsehen gesorgt. Nachdem Gold über Jahrzehnte hinweg nur eine geringe Rolle bei der Geldanlage gespielt hat und der Preis für dieses Edelmetall kontinuierlich gefallen ist, kam es etwa ab der Jahrtausendwende zu einem enormen Aufschwung. Innerhalb weniger Jahre vervielfachte sich der Wert und es kam zu vielen neuen Rekorden.
2012 kam dann ein erneuter Umbruch. Ein starker Kursverlust führte dazu, dass das Edelmetall einen erheblichen Teil seiner vorherigen Gewinne wieder einbüßte. Trotz der starken Verluste konnte sich der Preis danach jedoch wieder stabilisieren. Er nahm dabei ein Niveau ein, das zwar deutlich unterhalb der Rekorde des Jahres 2012 lag. Doch ist der Preis für das Gold nach wie vor deutlich höher als zur Jahrtausendwende.
Die folgende Tabelle zeichnet die Entwicklung nach:
Die Preisentwicklung des Goldes in US-Dollar je Feinunze | |
1980 | 615 |
1990 | 384 |
2000 | 279 |
2005 | 445 |
2010 | 1225 |
2011 | 1572 |
2012 | 1669 |
2013 | 1411 |
2014 | 1266 |
2015 | 1161 |
2016 | 1251 |
2017 | 1257 |
Der Kursverlauf des Goldes ist in der Tat nicht einfach zu verstehen. Einem enormen Anstieg steht ein starker Verlust ab 2012 gegenüber. Es kommt hinzu, dass es sich bei Gold in erster Linie um ein reines Spekulationsobjekt handelt. Der Preis des Edelmetalls ist nur in geringem Umfang an realwirtschaftliche Faktoren geknüpft. Das nährt den Boden für Verschwörungstheorien. Viele Spekulationen in diesem Bereich entbehren sicherlich jeder Grundlage.
Allerdings gibt es auch Manipulationsvorwürfe seriöser Wissenschaftler. Außerdem gab es bereits Klagen wegen einer Beeinflussung der Edelmetallpreise. Daher ist die Idee, dass es in diesem Bereich zu Manipulationen am Rande der Legalität kommt, nicht ganz von der Hand zu weisen.
Angebot und Nachfrage: So wird der Preis des Goldes bestimmt
Bevor man der Frage nachgehen kann, ob es Manipulationen beim Preis des Edelmetalls gibt, ist es wichtig, zu klären, wie dessen Kurs überhaupt bestimmt wird. Gold wird an speziellen Börsen gehandelt, die in der Regel auf Edelmetalle spezialisiert sind.
Die größte Goldbörse der Welt befindet sich in New York und trägt den Namen COMEX (New York Commodities Exchange). Ihre Muttergesellschaft it die NYMEX (New York Mercantile Exchange), sodass auch diese Bezeichnung üblich ist. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Goldbörsen in vielen weiteren Teilen der Welt.
Die folgende Liste zeigt die größten internationalen Handelsplätze auf:
- COMEX New York
- TOCOM Tokyo
- CBOT Chicago
- IGE Istanbul
- MCX Mumbai
- NCDEX Mumbai
- SGE Shanghai
An diesen Handelsplätzen können sowohl Käufer als auch Verkäufer ein Gebot abgeben. Käufer geben dabei den Höchstpreis an, den sie bereit sind, zu bezahlen. Die Verkäufer geben den Mindestpreis an, den sie erzielen möchten. Die Goldbörse berechnet daraufhin den Kurs so, dass sie ein möglichst großes Handelsvolumen erzielt.
Das bedeutet, dass der Preis des Edelmetalls stets von den Angeboten der Käufer und der Verkäufer an den Goldbörsen abhängt. Daher beeinflusst jeder Marktteilnehmer mit seinem Handeln den Preis des Edelmetalls. Selbst wenn Sie als Privatperson etwas Gold kaufen, hat das daher einen Einfluss – auch wenn dieser nur minimal ist. Bei großen Bankhäusern und Investoren kann sich ein einzelner Auftrag hingegen bemerkbar machen. Allerdings sind selbst in diesem Rahmen die Auswirkungen nur geringfügig und außerdem nur für eine geringe Zeit spürbar.
Vielmehr kommt es darauf an, welche Entscheidungen die Marktteilnehmer in ihrer Gesamtheit treffen. Da es sich hierbei um eine sehr große und uneinheitliche Gruppe handelt, ist es schwierig, eine konzertierte Aktion durchzuführen, um die Preisentwicklung zu beeinflussen.
Das Angebot wird von Goldminen und Zentralbanken bestimmt
Um die Preisentstehung zu untersuchen, ist es sinnvoll, zunächst die Angebotsseite zu betrachten. Dabei stehen selbstverständlich die Betreiber von Goldminen an erster Stelle. Diese bauen das Edelmetall kontinuierlich ab und bringen es auf den Markt. Da Gold jedoch ein knapper Rohstoff ist, sind die Mengen, die die Goldminen fördern können, stark begrenzt. Daher ist es nicht möglich, das Angebot beliebig zu erweitern.
Gold hat jedoch die Eigenschaft, dass nur ein geringer Teil der Vorkommen verbraucht wird. Sowohl die Zentralbanken vieler Länder als auch zahlreiche Privatanleger lagern dieses Metall als Geldanlage ein. Das führt dazu, dass es in diesem Bereich noch eine weitere große Gruppe an Anbietern gibt. Dabei handelt es sich zum einen um Anleger, die ihre Investition nach einiger Zeit wieder zu Geld machen möchten und das Gold daher auf den Markt bringen. Einen großen Einfluss haben auch die Zentralbanken, die einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold angelegt haben.
Wie groß die hier vorhandenen Mengen sind, zeigt folgende Tabelle:
Die internationalen Goldreserven in Tonnen (November 2017) | |
USA | 8.133,5 |
Deutschland | 3.373,7 |
Italien | 2.451,8 |
Frankreich | 2.435,9 |
China | 1.842,6 |
Russland | 1.828,6 |
Schweiz | 1040,0 |
Japan | 765,2 |
Niederlande | 612,5 |
Die Goldmenge, die alle Zentralbanken gemeinsam besitzen, entsprach im Jahre 2009 etwa 16,2 Prozent der weltweiten Goldreserven. Das zeigt deutlich, dass diese staatlichen Akteure einen beträchtlichen Anteil des verfügbaren Goldes aufbewahren und daher einen erheblichen Einfluss auf den Goldpreis haben.
Industrie und private Investoren sind für die Nachfrage verantwortlich
Nun ist es sinnvoll, auch auf die Nachfrage-Seite einzugehen. Einige Akteure, die bereits als Anbieter auftraten, können auch als Käufer aktiv werden. Dazu zählen sowohl die privaten Investoren als auch die Zentralbanken. Diese können durch einen Zukauf ihre Bestände erhöhen und durch einen Verkauf Gold verfügbar machen. Hinzu kommt, dass Gold gewerbliche Anwendungen hat.
Dieser Rohstoff spielt beispielsweise bei der Schmuckherstellung eine wichtige Rolle. Da Gold ein herausragender elektrischer Leiter ist, ist dieses Material auch für die Elektronik-Industrie von großer Bedeutung.
Die folgende Tabelle zeigt, wie sich die Nachfrage beim Goldkauf aufteilt:
Goldnachfrage in Tonnen | ||||
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | |
Technologie | 410 | 466 | 451 | 407 |
Investitionen | 1.395 | 1.590 | 1.698 | 1.526 |
Schmuck | 1.815 | 2.021 | 1.975 | 1.896 |
Diese Tabelle zeigt, dass insbesondere die Schmuck-Industrie sehr viel Gold benötigt. Daher hat die Nachfrage nach Schmuck einen starken Einfluss auf den Preis des Edelmetalls. An zweiter Stelle steht die Nachfrage der Investoren. Der industrielle Gebrauch in der Technologie-Branche spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Goldpreismanipulation in legalem Rahmen
Die Frage, ob es eine Manipulation des Goldpreises gibt, ist klar zu bejahen. Allerdings verläuft diese normalerweise in einem legalen Rahmen. Wenn ein Marktteilnehmer ein Angebot absetzt oder einen Kaufauftrag abgibt, dann hat das immer einen Einfluss auf die Preisentwicklung. Wenn es sich dabei um einen sehr mächtigen Marktteilnehmer wie eine Goldmine oder eine Zentralbank handelt, dann können die Auswirkungen deutlich spürbar sein. Das machen sich die entsprechenden Akteure zunutze.
Wenn die Edelmetallpreise niedrig sind, horten beispielsweise viele Minenbetreiber das Gold. Das reduziert das Angebot, wodurch die Preise steigen. Wenn die gewünschte Entwicklung eingetreten ist, stellen sie wieder mehr Gold zur Verfügung, um die Gewinne zu steigern. Auch die Zentralbanken haben häufig ein Interesse daran, den Kurs in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Je nach gewünschter Entwicklung können sie dann Gold aufkaufen oder verkaufen. Das stellt eine bewusste Manipulation dar. Allerdings ist dieses Verhalten vollkommen legal.
Scheingeschäfte: Gibt es eine illegale Goldpreismanipulation?
Darüber hinaus gibt es jedoch zahlreiche Vorwürfe, dass die Zentralbanken und weitere Großbanken den Edelmetallpreis künstlich beeinflussen. Insbesondere die Termingeschäfte der Banken stehen dabei unter Beobachtung. Termingeschäfte haben die Eigenschaft, dass dabei das physische Gold keine große Rolle spielt. Anstatt dessen dienen diese Geschäfte vornehmlich der Spekulation.
In der Regel nimmt der Käufer das Gold nicht in Empfang, sondern verkauft die Anteile später weiter. Große Banken haben dabei die Möglichkeit, Leerverkäufe zu platzieren. Das bedeutet, dass sie ein Verkaufsangebot auf den Markt stellen, dem kein physisches Gold zugrunde liegt. Diese Geschäfte dienen ausschließlich der Spekulation. Gerade bei diesen Leerverkäufen kam es immer wieder zu auffälligen Verhaltensweisen. Ob es sich dabei tatsächlich um eine bewusste Goldpreismanipulation handelt, ist jedoch umstritten.
Ein deutlich konkreterer Fall war hingegen auf dem Silbermarkt zu beobachten. Hierbei kam es 2010 zu einer Klage gegen die Großbank JP Morgan. Demnach soll das Unternehmen seine Marktstellung dazu ausgenutzt haben, um die Silberkurse bewusst zu manipulieren. Der vermutete Grund lag darin, dass sich niedrige Silberpreise günstig auf einen Vertrag auswirkten, den die Bank mit einer Silbermine abgeschlossen hatte.
Zunächst kam es dabei zu mehreren Freisprüchen für JP Morgan. 2017 wurde jedoch eine neue Berufung in diesem Fall zugelassen. Das bedeutet, dass nun erneut ein Gericht darüber entscheiden muss, ob die Bank die Edelmetallpreise manipuliert hat.
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