Ob es sinnvoll ist, Dividendenaktien auf Kredit zu kaufen, muss individuell entschieden werden. Wer damit leben kann, finanzielle Verluste einzufahren, kann hier durchaus hoch spekulieren.
Dividendenaktien auf Kredit: Diese Kredite sind sinnvoll
Anleger stehen immer wieder vor der Frage: Welche Geldanlage ist für mich sinnvoll und empfehlenswert? Wo muss ich mit den geringsten Verlusten rechnen? Wenn dann der Rat kommt, Dividendenaktien auf Kredit zu kaufen, sind viele erst einmal skeptisch. Sich verschulden und auf finanzielle Hilfe durch einen Kredit setzen? Der Sinn dahinter ist, ohne den Einsatz von Eigenkapital möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Doch natürlich handelt es sich immer noch um ein Spekulieren, das heißt, dass die Anlage keineswegs sicher einen Gewinn bringt.
Experten raten daher dazu, eben nicht mit null Prozent Eigenkapital zu starten, sondern immer noch den berühmten Notgroschen in der Hinterhand zu haben, sollte sich das Blatt wenden und nur noch mit Verlusten zu rechnen sein. Außerdem ist nicht jeder Kredit für den Kauf von Dividendenaktien geeignet.
Die folgenden Kreditarten kommen dafür infrage:
- Lombardkredit
Dieser Kredit wird vergeben, wenn dafür Vermögensgegenstände verpfändet werden. Das können Edelmetalle oder Wertpapiere sein, daher trägt diese Kreditform auch den Beinamen „Wertpapierkredit“. Das bedeutet, dass die gekauften Wertpapiere als Sicherheit für das Darlehen eingesetzt werden müssen, was wiederum den Nachteil hat, dass bei einem Verlust sogar ein Totalverlust droht. Verlieren die Aktien ihren Wert, wird die Bank sie notfalls zu einem Spottpreis verkaufen. Aus der geplanten Geldanlage ist ein Verlustgeschäft geworden, denn der Anleger hat nichts gewonnen, muss aber dennoch die Schulden abtragen. Beim Beleihen sind Abstriche zu machen, die Beleihungsgrenzen liegen üblicherweise zwischen 50 und 80 Prozent. - Konsumkredit
Dabei handelt es sich um einen üblichen Ratenkredit, wie er sonst für den Kauf des neuen Autos oder für die Buchung der lang ersehnten Weltreise verwendet wird. Der Konsumkredit kann aber auch Bestandteil der Strategie für einen finanziellen Gewinn sein. Allerdings muss hier die geldgebende Bank zustimmen, dass das Geld zum Spekulieren verwendet wird. Die Höhe des Kredits hängt vom monatlichen Einkommen des Kreditnehmers ab. Wichtig ist hier, die Leihsumme nicht zu hoch anzusetzen und sich nach der eigenen Schmerzgrenze zu richten: Wie hoch dürfte das Darlehen sein, sodass es bei Verlusten noch tragbar ist? Wer erfolgreich spekulieren will, muss immer auch den Fall berücksichtigen, dass die Aktien in den Keller sinken. Oft wird geraten, Dividendenaktien auf Kredit nur bis zu einer Summer von rund 1000 Euro zu kaufen. - Hypothekendarlehen
Viele Immobilienbesitzer haben die Grundschule auf Haus und Grundstück nicht löschen lassen, obwohl der Hauskredit längst getilgt ist. Ist das der Fall, können damit Wertpapiere finanziert werden. Das gilt allerdings nur dann, wenn die betreffende Immobilie tatsächlich inzwischen frei von jeglichen Belastungen ist. Außerdem muss im Grundbuch eingetragen sein, dass die Grundschuld für sogenannte sonstige Finanzierungszwecke verwendet werden kann. Ansonsten ist das Aktien kaufen auf Kredit mit dem Hypothekendarlehen nicht möglich!
Dividendenaktien auf Kredit kaufen: Bringt das Gewinne?
Ob das Kaufen von Dividendenaktien auf Kredit wirklich erfolgreich ist, hängt vom Einzelfall und von der Entwicklung der Wertpapiere ab. Die Strategie, die Dividendenaktien auf Pump zu kaufen, kann für finanzielle Unabhängigkeit sorgen, allerdings nur dann, wenn der richtige Zeitpunkt für den Kauf abgepasst wird.
Wichtig ist, dass sich ein Anleger der Risiken bewusst ist. Wer hoch spekuliert, sollte außerdem genügend Eigenkapital aufweisen können, um nicht in die Schuldenfalle zu tappen. Vermögensberater raten daher auch dazu, bei der Wahl von Sicherheiten mit Bedacht vorzugehen. Wer eine hohe Summe absichern will und dazu eine Immobilie einsetzen muss, sollte ein vermietetes Objekt wählen und nicht die selbst genutzte Immobilie. So sitzt der Anleger nach der großen Pleite mit seiner Geldanlage wenigstens nicht auf der Straße!
Außerdem wird zu einem endfälligen Kredit geraten. Dieser hat eine lange Laufzeit von bis zu zehn Jahren, während dieser Zeit muss der Anleger nur die Zinsen tilgen. Nach dem Ende der Laufzeit wird die komplette Summe zur Rückzahlung fällig. Hier droht allerdings die Gefahr, dass das Depot zum Zeitpunkt der Fälligkeit des Kredits nicht ausreichend gefüllt ist. Spekulieren ähnelt ein wenig dem Glücksspiel!
Gewinne können im Depot nur dann verzeichnet werden, wenn der sogenannte Leverage-Effekt genutzt wird. Dieser besagt, dass die Rendite einer Investition größer sein muss als der Zins, der für das Fremdkapital gezahlt wird. Das scheint angesichts der momentanen Niedrigzinsen nicht schwer zu sein. Teilweise werden für ein Darlehen sogar null Prozent Zinsen verlangt, in einigen Fällen wird mit Minuszinsen geworben. Doch die Gefahr ist hier, dass sich der Anleger verspekuliert. Er setzt auf Dividendenaktien, die dann doch nicht den erhofften Erfolg bringen und muss den Kredit aus eigener Tasche zurückzahlen.
Auch beim Kauf von Dividendenaktien auf Kredit geht es um den „Drive“. Kursgewinne steigern das Renditepotenzial, wobei hierbei vor allem auf eine möglichst lange Laufzeit gesetzt werden muss. Denn wenn es zwischendurch zu Kurseinbrüchen kommt, können diese durch die entsprechende Laufzeit wieder ausgeglichen werden. So kann eine Situation entstehen, in der ein Minus im Depot auftaucht, doch durch die Laufzeit wird dieses Minus wieder ausgeglichen und zu einem satten Gewinn gewandelt.
Dividendenaktien auf Kredit: Diese Kriterien sind für die Strategie wichtig
Wer mit Dividendenaktien reich werden möchte, braucht die passende Kreditstrategie. Vor allem ist eine nachhaltige Ausschüttungspolitik wichtig. So etwa, dass die Dividendenzahlungen die Zinskosten pro Jahr decken müssen. Außerdem sollten die Werte der ausgewählten Dividendenaktien in den letzten Jahren stabil geblieben sein oder sich sogar leicht erhöht haben. Als Zeitraum wird hier von rund zehn Jahren ausgegangen.
Die regelmäßigen Ausschüttungen sind aber noch nicht alles, denn die Kreditstrategie erweist sich nur dann als erfolgreich, wenn auch weitere Punkte stimmen. Insgesamt muss das Depot eine vernünftige Rendite bringen und das auch dann, wenn die Kursgewinne nicht berücksichtigt werden.
Geldanleger sollten nur Dividendenaktien ins Depot aufnehmen, die langfristig ein starkes Wachstum aufweisen können, was nicht allein durch hohe Ausschüttungen gewährleistet ist. Die Ausschüttungsquote sollte 70 Prozent nicht überschreiten.
An dieser Stelle sei nicht nur auf die finanziellen Möglichkeiten des Kaufs von Dividendenaktien auf Kredit hingewiesen, sondern auch auf die Risiken. Diese sind durchaus vielfältig und können jemanden, der keine Ahnung vom Wertpapiergeschäft hat, in den Ruin treiben. Sie vernachlässigen zum Beispiel den Fakt, dass auch starke Dividenden in Zukunft ausfallen können. Außerdem besteht das Kursrisiko, das durch schlechte Unternehmenszahlen oder durch eine Baisse entstehen kann.
Selbst die Anleger, die mit Eigenkapital spekulieren, können hier böse in die Falle tappen. Wer dann noch per Darlehen den Kauf der Dividendenaktien vorgenommen hat, erleidet einen doppelten Verlust. Ein enormer Kursrutsch kann sogar zum Aussetzen der Zinsbindung führen, was bedeutet, dass die Rückzahlung des Darlehens aus eigenen Mitteln vorzunehmen ist oder dass es die Bank verlängern muss.
Anleger sollten überdies das Zinsänderungsrisiko berücksichtigen. So können Sollzinsen anfallen, wenn das Darlehen verlängert werden muss, weil das Depot eine negative Kursperformance aufweist. Übersteigen die Kreditzinsen die Rendite aus den Dividendenaktien, wäre der oben genannte Leverage-Effekt zunichtegemacht. Die Anlagestrategie würde in der Folge zum Verlustgeschäft werden.
Dividendenaktien auf Kredit: Empfehlenswert oder nicht?
Aus den hier aufgezeigten Aspekten lässt sich schlussfolgern, dass der Kauf von Dividendenaktien auf Kredit empfehlenswert sein kann, dass es sich aber um eine risikoreiche Anlagestrategie handelt. Es braucht eine passende Finanzierung und eine gute Auswahl an Aktien, um hier erfolgreich zu sein. Des Weiteren muss jeder Anleger doch ein bisschen Glück mitbringen, um wirklich einen Profit und nicht nur eine Nullnummer einzufahren. Kursgewinne können für einen schönen Renditeschub sorgen, allerdings sollte nicht allein auf diese spekuliert werden.
Die Darlehenslaufzeit ist lang genug zu wählen, wenn höhere Summen geliehen werden. Anfängern sei jedoch geraten, sich beim Kauf der Dividendenaktien auf Kredit ein Limit von ca. 1000 Euro zu setzen und immer nur so viel zu leihen, wie auch mit eigenen Mitteln in absehbarer Zeit wieder zurückgezahlt werden kann.
Vor der Kreditaufnahme sollten sich Anleger daher fragen, ob sie sich einen Totalausfall leisten könnten. Es bringt nichts, auf das große Glück zu hoffen, denn das ist ein Erfolg aus Dividendenaktien nun einmal: das ganz große Glück. Dieses kann natürlich auch ausbleiben, der Kredit ist aber dennoch zu tilgen.
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