Dieser Roman, die Geschichte von Andrzej Poland, ist reine Fiktion. Andrzej, ein Börsenmakler in Paris, existiert nur auf den Seiten dieses Buches. Seine Erlebnisse, seine Entscheidungen, seine Fehler – all das entspringt der Fantasie. Doch wer weiß, vielleicht könnte es ihn geben? Einen Mann, der seinen Weg in der glitzernden Welt der Finanzmärkte sucht, verloren zwischen E-Mails, Rotwein und Geschäftsberichten. Eine Geschichte, die beginnt in einer Stadt, die niemals schläft, in der die Luft schwer ist von Versprechungen, die nie eingelöst werden. Willkommen in Paris. Willkommen in Andrzejs Welt.
Der Druck der Zahlen
Ort: Paris, Börse
Andrzej Poland, 32 Jahre alt, sitzt an seinem Schreibtisch in einem der modernen Hochhäuser, die die Pariser Börse überblicken. Die Bildschirme vor ihm sind gefüllt mit Zahlen, Graphen und blinkenden Lichtern. Es ist Montagmorgen, und die Märkte öffnen in wenigen Minuten. Andrzej schiebt seine Brille nach oben und nimmt einen tiefen Schluck seines Espresso. Seine Gedanken sind noch halb in der Nacht, die er in seiner kleinen Wohnung in Le Marais verbracht hat, und halb in den Bewegungen des Marktes, die er vorhersehen muss.
Die Tür öffnet sich und Catherine-Marie Debrouille, die 52-jährige Managerin des Fonds, für den Andrzej arbeitet, tritt ein. Sie trägt einen eleganten Hosenanzug, ihre Augen sind müde, aber scharf. Catherine-Marie ist eine Frau, die man nicht leicht vergisst. Ihre Stimme durchschneidet die Luft wie ein Messer.
„Andrzej, wie sieht es aus?“ fragt sie, ohne ihn wirklich anzuschauen. Sie ist bereits auf dem Weg zu ihrem eigenen Schreibtisch.
„Ich beobachte den asiatischen Markt. Es gibt Gerüchte über eine neue Bewegung in den Tech-Aktien. Vielleicht sollten wir…“
„Nicht vielleicht, Andrzej. Wir sind hier, um Entscheidungen zu treffen.“ Catherine-Marie unterbricht ihn, ihre Augen sind nun auf ihn gerichtet, durchdringend. „Kaufen oder verkaufen?“
„Kaufen,“ sagt Andrzej entschlossen. „Es gibt starke Anzeichen für eine Erholung.“
Catherine-Marie nickt knapp. „Gut. Setz es durch.“
Er atmet auf, während er die Befehle in sein System eingibt. Doch in ihm wächst ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmt nicht. Die Zahlen, die Bewegungen, sie passen nicht zusammen. Er spürt die Augen seiner Kollegen auf sich, spürt den Druck, der von allen Seiten auf ihn lastet. Er weiß, dass ein Fehler in dieser Welt teuer ist. Sehr teuer.
Die unerwartete Begegnung
Ort: Café de Flore, Saint-Germain-des-Prés
Nach einem hektischen Morgen an der Börse beschließt Andrzej, eine Pause zu machen. Er schnappt sich seine Lederjacke und geht hinunter auf die Straße. Der Wind trägt den Duft von frisch gebackenem Brot und Kaffee, und Andrzej spürt, wie sich seine Schultern entspannen. Er schlendert die Straßen entlang bis zum Café de Flore, einem Ort, den er mag, weil er das Gefühl von alten Zeiten vermittelt, von Schriftstellern und Philosophen, die ihre Zeit hier verbrachten.
Er setzt sich an einen Tisch am Fenster, bestellt einen Rotwein und öffnet seinen Laptop. Die E-Mails stapeln sich. Eine besonders drängt sich in den Vordergrund – eine Nachricht von einem gewissen Lucien Beaumont, einem Konkurrenten, der für eine rivalisierende Investmentfirma arbeitet.
„Möchte dich treffen. Geschäftlich“, steht in der Betreffzeile. Andrzej hebt eine Augenbraue. Beaumont ist bekannt für seine zweifelhaften Methoden. Was könnte er wollen?
Während er noch darüber nachdenkt, setzt sich eine Frau an seinen Tisch. Sie ist Mitte vierzig, elegant, mit dunklen Haaren und einer sanften, aber entschlossenen Ausstrahlung. „Du bist Andrzej, richtig?“
„Ja“, antwortet er überrascht. „Und Sie sind?“
„Isabelle Dubois“, sagt sie und lächelt. „Ich arbeite für Catherine-Marie Debrouille.“
„Catherine-Marie schickt Leute hinter mir her?“
Isabelle lacht leise. „Nein, das ist rein persönlicher Natur. Ich wollte dich treffen, bevor es die anderen tun.“
„Die anderen?“
„Lucien Beaumont ist nicht der einzige, der Interesse an dir hat, Andrzej“, sagt Isabelle und nippt an ihrem Kaffee. „Du hast Potenzial. Und wir haben vielleicht ein Angebot für dich.“
Andrzej ist verwirrt. „Ein Angebot?“
„Etwas, das du in Erwägung ziehen solltest“, sagt Isabelle ruhig und legt eine Visitenkarte auf den Tisch. „Überlege es dir. Die Zeit ist knapp.“
Eine unerwartete Einladung
Ort: Villa am Rande von Versailles
Ein paar Tage später, nachdem Andrzej die Visitenkarte von Isabelle Dubois mehrmals studiert hat, entscheidet er sich, Kontakt aufzunehmen. Er wird zu einer Villa am Rande von Versailles eingeladen – eine Einladung, die ihn neugierig macht. Als er ankommt, wird er von einem Butler in einen weitläufigen Garten geführt. Es ist ein warmer Frühlingsabend, und der Duft von Rosen hängt in der Luft.
Er wird zu einem Pavillon geleitet, wo Catherine-Marie bereits mit einem Glas Champagner auf ihn wartet. „Willkommen, Andrzej“, sagt sie, als er sich nähert.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragt er und setzt sich ihr gegenüber.
„Wir haben eine neue Strategie“, erklärt Catherine-Marie und nippt an ihrem Glas. „Wir wollen expandieren. Und wir brauchen jemanden, der die richtige Mischung aus Instinkt und Mut hat.“
„Und das bin ich?“ fragt Andrzej skeptisch.
„Das glauben wir“, antwortet sie. „Aber wir wollen sehen, wie du dich unter Druck verhältst. Es gibt eine Reihe von Tests, die du durchlaufen wirst.“
Bevor Andrzej antworten kann, erscheint Isabelle mit einer Mappe in der Hand. „Es ist kein einfaches Angebot, Andrzej“, sagt sie. „Aber es könnte dein Leben verändern.“
„Worauf muss ich mich einlassen?“ fragt er und spürt, wie sein Herz schneller schlägt.
„Das wirst du sehen“, antwortet Catherine-Marie und lächelt. „Wenn du bereit bist, die Herausforderung anzunehmen.“
Das Spiel beginnt
Ort: Hauptquartier der Debrouille-Gruppe, La Défense
Die nächsten Tage sind wie ein Sturm. Andrzej wird ins Hauptquartier der Debrouille-Gruppe in La Défense gerufen, dem modernen Geschäftsviertel von Paris. Er wird in einen großen Konferenzraum geführt, in dem mehrere Bildschirme flimmern. Isabelle ist bereits da, ebenso wie ein Mann, den Andrzej nicht kennt – Jean-Paul Laurent, der Leiter der IT-Abteilung.
„Wir haben einen Einbruch in unser System erlebt“, erklärt Jean-Paul knapp. „Und wir glauben, dass es ein Insider ist.“
„Und was habe ich damit zu tun?“ fragt Andrzej verwirrt.
„Wir brauchen jemanden, der unauffällig genug ist, um die Bewegungen zu beobachten“, antwortet Isabelle. „Jemand, der die Zahlen versteht und ein Gespür für Menschen hat.“
„Ein Detektiv?“ lacht Andrzej, aber sein Lachen klingt hohl. „Ich bin ein Börsenmakler, kein Ermittler.“
„Du bist klüger, als du denkst, Andrzej“, sagt Catherine-Marie, die plötzlich den Raum betritt. „Und du bist in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. Es gibt mehr zu gewinnen, als du dir vorstellen kannst.“
Andrzej fühlt, wie sich seine Welt wieder einmal verschiebt. Er steht vor einer Entscheidung, die alles verändern könnte. Doch diesmal spürt er, dass es um mehr geht als nur Zahlen und Aktien – es geht um Vertrauen, Verrat und Macht.
Die Wahrheit hinter den Kulissen**
Ort: Dachterrasse eines Hotels, Montmartre
Nach einem langen Tag voller Verhöre und Diskussionen findet sich Andrzej auf der Dachterrasse eines Hotels in Montmartre wieder. Die Lichter der Stadt leuchten unter ihm, und er fühlt sich seltsam ruhig. Catherine-Marie hat ihm angeboten, den Abend mit einem Glas Rotwein zu beenden.
„Weißt du, warum ich dich ausgewählt habe?“ fragt sie und setzt sich neben ihn.
„Weil ich jung und hungrig bin?“ scherzt Andrzej, aber seine Augen sind ernst.
„Weil du anders bist“, sagt sie leise. „Du siehst das, was andere nicht sehen. Und das brauchen wir in dieser Welt.“
„Was ist wirklich los, Catherine-Marie?“ fragt er und dreht sich zu ihr. „Warum all diese Geheimnisse?“
Sie seufzt. „Es gibt Dinge, die wir kontrollieren können, und Dinge, die wir nicht kontrollieren können, Andrzej. Manchmal müssen wir Risiken eingehen, um die Wahrheit zu finden.“
„Und was ist die Wahrheit?“ fragt er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Catherine-Marie lächelt schwach. „Die Wahrheit ist, dass es immer jemanden gibt, der mehr weiß als du. Und dass du entscheiden musst, wem du vertrauen kannst.“
Andrzej hebt sein Glas. „Auf die Wahrheit“, sagt er.
„Und auf den Mut, sie zu finden“, antwortet Catherine-Marie, und ihre Gläser klingen leise zusammen.
Der Abend senkt sich über Paris, und Andrzej spürt, dass dies erst der Anfang ist.