Ältere Arbeitnehmer können in vielen Branchen einen bedeutenden Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten. Ein Unternehmer schlägt vor, arbeitende Rentnerinnen und Rentner steuerlich zu entlasten, um ihre Motivation zur Arbeit im Rentenalter zu stärken. Dies könnte dazu beitragen, dass mehr Rentnerinnen und Rentner ihre umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen weiterhin in den Arbeitsmarkt einbringen und dabei finanziell unterstützt werden.
Höchststand: Zahl der arbeitenden Rentner erreicht Rekordwert
In Sachsen-Anhalt ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner auch im Rentenalter weiterhin erwerbstätig sind. Vor allem in Branchen wie der Pflege und dem Handwerk werden ältere Arbeitnehmer verstärkt nachgefragt. Die Zahl der arbeitenden Menschen ab 65 Jahren hat in den letzten Jahren einen Höchststand erreicht. Diese Entwicklung ist äußerst erfreulich, da ältere Angestellte einen bedeutenden Beitrag zur Lösung des Fachkräfte-Problems leisten können.
Die Entscheidung von Martina Wernet, einer 67-jährigen Altenpflegerin aus Bad Schmiedeberg, auch im Rentenalter weiterhin zu arbeiten, ist von verschiedenen Faktoren geprägt. Neben dem Wunsch, geistig und körperlich fit zu bleiben, spielt die finanzielle Situation eine wichtige Rolle. Die Renten im Gesundheitsbereich sind nicht besonders hoch, weshalb Martina Wernet 20 Stunden pro Woche in einem Pflegedienst tätig ist.
Kirsten Lehmann, Chefin des Bad Schmiedeberger Pflegedienstes, ist von den beiden Mitarbeitern im Rentenalter begeistert. Sie bringen eine langjährige Erfahrung in der Pflege mit, die sich positiv auf die Betreuung älterer Menschen auswirkt. Zudem sind ältere Mitarbeiter aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation flexibler einsetzbar und können bei Bedarf auch kurzfristig einspringen. Ihre Herzlichkeit und Empathie machen sie zu wertvollen Mitarbeitern im Pflegeteam.
In der Fertigung des Spezial-Armaturen-Herstellers Armacon in Magdeburg gibt es einen Mangel an jungen Arbeitskräften. Viele Mitarbeiter haben sich in den letzten Jahren in den Ruhestand verabschiedet, und es konnten nicht genügend neue Mitarbeiter gefunden werden, um die offenen Stellen zu besetzen. Dieses Problem betrifft nicht nur die Pflegebranche, sondern auch das Handwerk. Ältere Arbeitnehmer können hier eine wichtige Rolle spielen, um die Fachkräftelücke zu schließen.
Der Geschäftsführer Frank Wenig hat erkannt, dass ältere Fachkräfte einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten können. Obwohl sie eigentlich bereits im Ruhestand sind, setzt er verstärkt auf ihre Mitarbeit. Er appelliert an die Regierung, die Ausbildung junger Menschen im Handwerk zu fördern, um die Lücke an qualifizierten Arbeitskräften zu schließen und den Fachkräftemangel langfristig zu lösen.
Um ältere Menschen dazu zu motivieren, im Rentenalter weiterhin zu arbeiten, setzt sich Frank Wenig für eine Steuerreform für Rentner ein. Derzeit können Rentner nur bis zu 520 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Wenig ist der Überzeugung, dass diese Begrenzung aufgehoben werden sollte. Stattdessen schlägt er vor, rentenarbeitenden Menschen zusätzlich 1.000 Euro steuerfrei auszuzahlen, da der Wert ihrer Arbeit höher wäre als die eingenommenen Steuern.
Die Pflegedienst-Leiterin Kirsten Lehmann ist der Meinung, dass ältere Menschen eine immer größere Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielen werden. Aus ihrer Sicht sind Rentnerinnen und Rentner ein wichtiger Teil der Lösung des Fachkräfte-Problems. Allerdings fehlt es größeren Unternehmen oft noch am Willen, älteren Menschen eine Chance zu geben. Bei kleineren Unternehmen hingegen ist bereits ein Umdenken vorhanden.
Ältere Arbeitnehmer bringen vielfältige Vorteile für Unternehmen und die Gesellschaft mit sich. Dank ihrer langjährigen Berufserfahrung können sie wertvolles Know-how einbringen und ihre Expertise in Unternehmen weitergeben. Zudem verfügen sie über ein besonderes Verständnis für die Bedürfnisse älterer Menschen, was in Branchen wie der Pflege von großer Bedeutung ist. Durch ihre Beschäftigung können sie zur Überbrückung des Fachkräftemangels beitragen. Arbeitgeber und die Regierung sollten die wertvollen Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer anerkennen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Erfahrungen weiterhin einzubringen.